ZeckenübertragbareKrankheiten (Frühsommer-Meningoenzephalitis [FSME], Borreliose u.a.)

Definition, Verbreitung und Übertragungsweg

Die europäische Zeckenenzephalitis (FSME) wird, wie der Name schon sagt, von Zecken übertragen und ist eine Virus-infektion, die zu einer Erkrankung des zentralen Nervensystems führen kann. Die Verbreitungsgebiete liegen mit jeweils regionalen bzw. lokalen Schwerpunkten in Mittel- und Osteuropa. Obwohl Zecken bis zu einer Höhe von 2000 Metern über dem Meeresspiegel vorkommen, wird die FSME jedoch meist in Regionen bis 800m übertragen. Gefährdet sind vorwie-gend Personen, die sich in Beruf und Freizeit in Wäldern, Auen und auf Wiesen aufhalten. Das Risiko ist vermutlich nicht sehr groß, da nur ca. jede 50. bis 100. Zecke Viren beherbergt. Genauere Angaben sind jedoch nicht bekannt, so daß in Anbetracht der guten Verträglichkeit des Impfstoffs diese Impfung großzügig verabreicht werden kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Heimatwohnort ohnehin in einem FSME-Gebiet in Deutschland liegt (v.a. in Bayern, Baden-Württemberg und in den neuen Bundesländern).
Wesentlich häufiger sind durch Bakterien ausgelöste Krankheiten, im europäischen Raum besonders die Borreliose, in anderen Teilen der Welt unterschiedliche Formen des Zeckenbissfiebers (z. B. durch Rickettsien).

Krankheitsbild

Ungefähr 1 – 2 Wochen nach einem Stich kann es bei der FSME über 2 bis 4 Tage zu einem grippeähnlichen Krankheits-bild mit Fieber, Kopfschmerzen usw. kommen. In ca. 10 bis 20 % der Fälle tritt nach einem ca. einwöchigen, beschwerde-freien Intervall eine sehr schwere Erkrankung des zentralen Nervensystems auf, mit Hirn- und Hirnhautentzündung und anderen bedrohlichen Komplikationen. Der Patient verspürt in diesem Stadium heftigste Kopfschmerzen, Nackensteife, Übelkeit und Erbrechen. Er ist schwer krank, nicht selten mit Fieber über 40° C, Verwirrtheit und Bewusstseinstrübung. Trotz des relativ seltenen Auftretens muss die Erkrankung ernst genommen werden, da sie zu Todesfällen (ca. 1%) und Dauerschäden (ca. 7%) besonders am Gehirn und den Nerven führen kann.
Bakterielle Zeckenbissfieber sind durch akut einsetzendes, hohes Fieber mit Schüttelfrost und Allgemeinsymptomen, z. B. Kopfschmerzen gekennzeichnet. Bei manchen Formen treten nach Beschwerdefreiheit erneut solche Episoden auf. Besonders die amerikanische Form („Rocky Mountains Spotted Fever“) kann punktförmige Hautblutungen und Hirnentzündungen verursachen. Andere Formen rufen vorübergehende (fleckförmige) Hautausschläge hervor. Die Borreliose kann sich zunächst in grippeähnlichen Beschwerden und/oder einer Entzündung des Zeckenbisses und anschließend in einem sich ringförmig ausbreitenden Hautausschlag mit zentraler Blässe gefolgt von Muskelschmerzen äußern, später kommen Lähmungen, Hautveränderungen und Gelenkbeschwerden.

Diagnose und Therapie

Die Diagnose kann u.a. mittels der Bestimmung spezifischer Antikörper (Abwehrstoffe) im Blut gestellt werden. Eine spezifische, virusabtötende Therapie gegen die FSME ist, wie bei vielen anderen Virusinfektionen, nicht möglich. Die Behandlung ist weitgehend symptomorientiert und vermag an dem Verlauf der Erkrankung nicht viel zu ändern. Die bakteriellen Krankheiten lassen sich mit Antibiotika behandeln

Verhalten nach Zeckenbiss

Wenn Sie Zecken an Ihrem Körper bemerken, sollten Sie diese so schnell wie möglich entfernen. Das geeignetste Werk-zeug dafür ist eine Zeckenzange oder eine Pinzette. Greifen Sie damit die Zecke so nah wie möglich am Mundwerkzeug, also direkt an der Hautstelle. Drehen Sie ein wenig nach links und ziehen die Zecke dann gerade aus der Haut. Versuchen Sie diesen Vorgang so zaghaft wie möglich durchzuführen und vermeiden Sie unbedingt stärkeren Druck auf den Zeckenbauch, da dies die Freisetzung von Erregern beschleunigen kann. Nach Entfernung der Zecke sollten Sie die Haut gut desinfizieren. Falls Sie eine Grundimmunisierung gegen FSME durchgeführt haben, brauchen Sie keine weiteren Impfungen. Ohne Impfschutz sollten Sie in einem gefährdeten Gebiet schnell einen Arzt aufsuchen. Eine nachträgliche Impfung wird heutzutage aber praktisch nicht mehr durchgeführt. Falls die Wunde Infektionszeichen wie Rötung, Schwellung und Schmerzen zeigt oder Sie andere verdächtige Symptome bemerken, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen, da sich dahinter die viel häufigere Borrelien-Infektion oder ein Zeckenbissfieber verbergen kann. Diesen kann mit einer Antibiotikagabe begegnet werden.

Vorbeugung

Die Schutzimpfung ist neben dem vorbeugenden Verhalten die einzige Schutzmaßnahme gegen die FSME. Die Impfung sollte zweimal im Abstand von 1 bis 3 Monaten vor der Ausreise durchgeführt werden. Eine Auffrischung ist dann nach 9 bis 12 Monaten nötig. Notfalls ist auch ein verkürztes Impfschema mit 3 Impfungen innerhalb von 3 Wochen möglich. Falls die Zeit vor der Ausreise eine komplette Grundimmunisierung nicht mehr zuläßt, ist auch die Gabe eines passiven Impfstoffes möglich, welcher jedoch keinen so guten und lang wirksamen Schutz bewirkt und zudem auch umstritten ist. Gegen die bakteriellen Krankheiten gibt es zur Zeit (noch) keine Impfstoffe auf dem Markt. Zur Vorbeugung eignen sich körperbedeckende Kleidung und insektenvertreibende Mittel (Repellentien, z. B. Autan®) in gefährdeten Gebieten. Zecken sollten so schnell wie möglich entfernt werden (s.o.).