Typhus (und Paratyphus)

Definition und Verbreitung

Bei Typhus und Paratyphus handelt es sich um Infektionen mit bestimmten Salmonellen-Arten (Salmonella typhi und paratyphi), die entgegen der weitverbreiteten Meinung zunächst keine Durchfallerkrankung hervorrufen, sondern schwere, fieberhafte, z. T. lebensbedrohliche Krankheitsbilder. Beide Krankheiten kommen weltweit vor, gehäuft in subtropischen und tropischen Gebieten. Im Durchschnitt ist jeder 3.000 bis 30.000te Reisende in diesen Regionen betroffen. In Deutschland treten ca. 150 – 200 Typhusfälle pro Jahr auf, der Anteil der importierten Fälle liegt bei ca. 88 %.

Übertragungsweg

Der Infektionsweg ist oral-fäkal, d.h. über den Mund. Sogenannte Schmierinfektionen sind prinzipiell möglich, meist werden die Bakterien aber in Nahrungsmitteln angereichert vom Menschen aufgenommen und können dann zur Krankheit führen. Neben direkter fäkaler Verschmutzung von Lebensmitteln können auch verunreinigte Hände und Fliegen zur Verbreitung beitragen.

Krankheitsbild

Die Zeit zwischen einer Infektion und dem Auftreten von klinischen Symptomen beträgt zwischen 3 und 60 Tagen. Die erste Woche der Erkrankung ist geprägt von einer schrittweisen Erhöhung der Körper-temperatur, einem relativ langsamen Puls, Kopfschmerzen, starkem Krankheitsgefühl und Gewichtsabnahme, jedoch können auch auf den ersten Blick unverständliche Symptome wie Heiserkeit, Halsschmerzen und trockener Husten hinzutreten. Recht typisch sind unspezifische Bauchbeschwerden und Verstopfung, also genau das Gegenteil einer Durchfallerkrankung. In der zweiten Krankheitswoche bleibt das Fieber oft hoch, die Bauchbeschwerden gehen in z.T. heftige Bauchschmerzen über, die häufig im rechten Unterbauch lokalisiert sind. Leber und Milz schwellen an und manchmal werden 2 – 5 mm große, rosafarbene Papeln auf der Haut sichtbar. In der dritten Krankheitswoche treten die meisten Komplikationen auf. Die Verstopfung kann nun in typische „Erbsbreistühle“ übergehen, begleitet von Bewusstseinsstörungen und gelegentlich Darmdurchbrüchen und -blutungen mit Bauchfellentzündungen, die zum Tod führen können. Rückfälle sind selbst unter guter Behandlung möglich.

Diagnose und Therapie

Je nach dem Krankheitsstadium können die Salmonellen direkt in Blut oder Stuhl nachgewiesen werden. Ein Antikörpertest aus dem Blut ist ebenfalls möglich. Zusätzliche Informationen liefert das Krankheitsbild. Die Therapie stützt sich in erster Linie auf im Allgemeinen gut wirksame Antibiotika sowie eine „symptomorientierte Behandlung“. Komplikationen wie Darmdurchbrüche müssen operiert werden. Nach einer antibiotischen Behandlung können die Patienten noch über Monate hinweg die Salmonellen im Stuhl ausscheiden.

Verhalten bei Verdacht auf Typhus oder Paratyphus

Im Aufenthaltsland: Bei verdächtigen Symptomen (s.o.), besonders beim Auftreten von Fieber, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der über die weitere Diagnostik (in entsprechenden Gebieten unbedingt Untersuchung auf Malaria!) und Therapie entscheidet. Eine frühzeitige Therapie hat eine günstige Auswirkung auf den Verlauf. Falls Sie in ein armes Land reisen, empfiehlt es sich, ein potentes Antibiotikum dabei zu haben (z.B. Ciprofloxacin = Ciprobay®; siehe auch Reiseapotheke), um nicht auf die fragliche Medikamentenversorgung des Landes angewiesen zu sein.

Nach Rückkehr: Suchen Sie schnell einen Arzt auf, den Sie unbedingt auf Ihre Reise hinweisen müssen! Untersuchungen auf Typhus sind auch nach regelrecht durchgeführter Impfung empfehlenswert!

Vorbeugung

Zur Vorbeugung stehen 2 Impfstoffe gegen Typhus, nicht jedoch gegen Paratyphus zur Verfügung: Ein Schluckimpfstoff (3 x 1 Kapsel lebender, aber ungefährlicher Bakterien im Abstand von je 2 Tagen) sowie ein einmalig gespritzter Totimpfstoff. Beide Impfstoffe bieten einen ca. 70%-igen Schutz, der orale Impfstoff für 1-2 Jahre, der gespritzte für ca. 3 Jahre. Die Nebenwirkungsrate ist niedrig, wobei der orale Impfstoff schon aufgrund der fehlenden Hautverletzung durch eine Nadel besser abschneidet. Darüber hinaus muss natürlich auf eine allgemeine Nahrungsmittelhygiene geachtet werden (siehe Hygieneempfehlungen): In Wasser, Eis und trockener Umgebung können die Bakterien mehrere Wochen überleben und sich in bestimmten Nahrungsmitteln, besonders in Muscheln, Austern und Meeresfrüchten sogar vermehren.